„Fotoshooting bei Nacht“ oder „Wer bitte bleibt denn schon 20 Sekunden regungslos sitzen?“

Heute bin ich mit Maya und meiner Kameraausrüstung mal im Dunkeln losgezogen. Das eine mache ich natürlich täglich, das andere eher selten. Letzteres natürlich selten! Nicht, dass hier Missverständnisse aufkommen…

Eigentlich hatte ich den Plan ein Bild mit langer Belichtung zu machen. Natürlich mit Maya im Vordergrund. Im Hintergrund ein Bokeh-Effekt, der durch die Lichter der auf der Autobahn vorbeirauschenden Autos und LKWs entsteht. Ich hatte mir alles perfekt ausgemalt in meinem kreativen Köpfchen.

Aber nicht mit Maya! Denn die dachte sich heute “Wer bitte bleibt denn schon 20 Sekunden lang regungslos auf einer nassen Wiese sitzen? Also ich nicht. Mach deinen Kram doch alleine Frauchen…” und somit wurde aus dem Plan nichts. Stattdessen habe ich genau diesen Moment einfangen können, in dem Maya beschlossen hat, dass sie das gerade alles doof findet und einfach aufstand und gegangen ist. Und ich kann mir nicht helfen: irgendwie finde ich das Bild sehr gelungen.

Ich wäre nicht ich, wenn ich Mayas Nerven nicht noch zusätzlich strapaziert hätte. Nachdem sie mein Foto boykottiert hatte, beschloss ich gemeinsam mit ihr zur Autobahnbrücke zu gehen und ein paar Schnappschüsse von dort oben zu machen.

Ihr müsst wissen: Das letzte Mal, als ich auf einer solchen Brücke stand und Maya dabei hatte, war es taghell und sie drehte trotzdem nach wenigen Sekunden durch und wollte weg. Zu viele Autos. Zu viel Lärm. Und die Brücke bewegt sich… schrecklich! Ich rechnete also auch hier mit einem schnellen Abbruch und war auf alles vorbereitet.

Aber unser Selbstbewusstseins-Training der letzten Monate, scheint sich ein klitze kleines bisschen ausgezahlt zu haben. Maya stand heute äußerst neugierig und null ängstlich neben mir auf der Brücke und die unter ihr vorbei rauschenden Autos ängstigten sie üüüüberhaupt nicht. Und dann streckte sie sogar ihren Kopf durch das Geländer und wedelte zufrieden mit dem Schwanz, während ich Fotos machte. Verrückter Hund!

In zwei Wochen versuchen wir das Experiment Weihnachtsmarkt. Bis dahin versuche ich Maya noch ein bisschen weiter aufzubauen und auf das Thundershirt möglichst positiv zu konditionieren. Wir versprechen uns davon, dass sie so unbeschwert wie im Welpenalter, durch Menschenmengen gehen kann und auch bei Feuergeruch und hoher Lautstärke nicht direkt die Flucht ergreifen möchte. Und dann mal schauen, wie sie das verkraftet – sie wird auf jedenfall männliche Unterstützung haben, denn wir werden begleitet von Vizsla “Yoshi” und seinem Herrchen, die wir übrigens durch unsere Vizslatreffen kennen. 

Die, die selbst einen Angsthund haben, werden verstehen, dass man solche Situationen trainieren muss, wenn man dem Hund irgendwann ein normales, angstfreies Leben ermöglichen möchte. Und die, die keine Ahnung haben, werden uns sicherlich auf dem Weihnachtsmarkt wieder anpöbeln und alles besser wissen.

Darauf freue ich mich dieses mal schon sehr. Ich habe mir vorgenommen mich nicht mehr zu rechtfertigen oder zurückzupöbeln (denn das macht Maya nur noch nervöser und ängstlicher), sondern tief durchzuatmen und sie lächelnd stehen zu lassen.

Mal schauen, was passiert…

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